CSR

Definition CSR – Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen

Unter Berücksichtigung der EU Mitteilung zu CSR von 2011 und der ISO 26000 haben wir folgende Definition für CSR entwickelt, die das CSR Verständnis dieser beiden grundsätzlichen Dokumente abdeckt:

CSR ist die Verantwortung eines Unternehmens für die Auswirkungen seiner Aktivitäten auf die Gesellschaft und die Umwelt und sein CSR-Management, also die Verwendung von geeigneten Verfahrensweisen sowie die Durchführung von Projekten, die dazu führen,dass vom Unternehmen und seinen Aktivitäten

  • negative Auswirkungen auf einzelne Menschen, die Gesellschaft, und die Umwelt vermieden oder minimiert werden,
  • anzuwendendes Recht eingehalten wird,
  • die Interessen der Stakeholder angemessen berücksichtigt werden und
  • zu einer nachhaltigen Entwicklung beigetragen wird

Dabei sind mit Auswirkungen die Auswirkungen von Aktivitäten, Produkten und Dienstleistungen des Unternehmens gemeint. Transparenz und Dialog sind Teil der angemessen Berücksichtigung der Interessen der Stakeholder.

Der letzte Aufzählungspunkt der Definition (Beitrag zur Nachhaltigen Entwicklung) ist nicht nur normativ, sondern impliziert Maßnahmen des Unternehmens, um systematisch zu Verbesserungen in seiner Einflusssphäre beizutragen. Im Idealfall werden Produkte und Dienstleistungen entwickelt, die substanzielle Lösungsbeiträge zu ökologischen oder sozialen Problemlagen liefern.

Herleitung der Definition

Bis heute gibt es eine Vielzahl an Definitionen für gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen (CSR). Dies hat unterschiedliche Ursachen. Unter anderem hat die historische Entwicklung des Begriffs dazu geführt, dass im anglo-amerikanischen Raum in der Regel andere Dinge unter CSR verstanden werden als in Europa – und selbst hier ist man sich noch nicht immer einig. So werden in den USA und Großbritannien seit mehreren Jahrzehnten unter CSR in der Regel Aktivitäten verstanden, die man hierzulande als bürgerschaftliches Engagement bezeichnet. In Europa hat die europäische Kommission um 2001 den Begriff aufgegriffen und subsumiert unter CSR ökologische und soziale Maßnahmen in den Geschäftsprozessen und in den Produkten bzw. Dienstleistungen. Die EU hat somit ein neues Verständnis von CSR begründet.

CSR Definition der Europäischen Kommission

Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass die europäische Kommission seit 2001 Corporate Social Responsibility regelmäßig mit sozialer Verantwortung von Unternehmen übersetzt. Dies ist leider ein Übersetzungsfehler, denn „social“ bedeutet je nach Kontext „sozial“ oder „gesellschaftlich“. Da die EU-Kommission explizit soziale und ökologische Belange in ihren CSR Dokumenten anspricht, ist bei CSR eindeutig die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen gemeint. Dementsprechend wird in den offiziellen Publikationen der Bundesregierung und in der deutschsprachigen Fachliteratur in der Regel von gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen gesprochen.

In ihrem 2001 veröffentlichten Grünbuch zu Corporate Social Responsibility definierte die EU-Kommission CSR als „ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihrer Tätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit ihren Stakeholdern zu integrieren“ (Europäische Kommission 2001). Unternehmen sollen so zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. In den Folgejahren und bis heute wird insbesondere seitens der Wirtschaft auf die in der Definition enthaltene Formulierung „freiwillige Basis“ abgehoben. Mit dem Argument CSR unterliege gemäß EU-Definition dem Prinzip der Freiwilligkeit wurden und werden jegliche Vorschläge Regulierungen im Kontext zur CSR einzuführen regelmäßig abgelehnt.

In der CSR Mitteilung von 2011 wird jedoch folgende neue Definition vorgelegt: CSR ist die „Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“ (Europäische Kommission 2011: 7). Direkt im Anschluss führt die EU dazu aus:

„Nur wenn die geltenden Rechtsvorschriften und die zwischen Sozialpartnern bestehenden Tarifverträge eingehalten werden, kann diese Verantwortung wahrgenommen werden. Damit die Unternehmen ihrer […] [gesellschaftlichen] Verantwortung in vollem Umfang gerecht werden, sollten sie auf ein Verfahren zurückgreifen können, mit dem soziale, ökologische, ethische, Menschenrechts- und Verbraucherbelange in enger Zusammenarbeit mit den Stakeholdern in die Betriebsführung und in ihre Kernstrategie integriert werden. Auf diese Weise

  • soll die Schaffung gemeinsamer Werte für die Eigentümer/Aktionäre der Unternehmen sowie die übrigen Stakeholder und die gesamte Gesellschaft optimiert werden;
  • sollen etwaige negative Auswirkungen aufgezeigt, verhindert und abgefedert werden.“ (Europäische Kommission 2011: 7)

Diese neue Definition der EU und ihre Ergänzungen macht folgendes deutlich:

  • Unternehmen haben eine Verantwortung für Ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft.
  • Es geht um die sozialen, ökologischen, ethischen Auswirkungen (inklusive Auswirkungen auf Menschenrechts- und Verbraucheraspekte).
  • Unternehmen sollen Verfahren anwenden, um negative Auswirkungen aufzuzeigen, zu verhindern oder abzufedern, also CSR- Management betreiben.
  • Geltende Rechtsvorschriften und Tarifverträge sollen eingehalten werden.

CSR Definition in der ISO 26000

Die internationale ISO Normen zu gesellschaftlicher Verantwortung (Social Responsibility) wurde in den Jahren zwischen 2004 und 2010 entwickelt, sie liegt also zeitlich zwischen den beiden EU-Definitionen von 2001 und 2011. Diese Norm verwendet nicht den Begriff Corporate Social Responsibility (CSR), sondern Social Responsibility (SR), weil sie sich nicht nur an Unternehmen richtet, sondern an Organisationen jeglicher Art.

(C)SR wird in der ISO 26000 definiert als „Verantwortung einer Organisation für die Auswirkungen ihrer Entscheidungen und Aktivitäten auf die Gesellschaft und Umwelt durch transparentes und ethisches Verhalten, das

  • zur nachhaltigen Entwicklung, Gesundheit und Gemeinwohl eingeschlossen, beiträgt,
  • die Erwartungen der Anspruchsgruppen berücksichtigt,
  • anwendbares Recht einhält und im Einklang mit internationalen Verhaltensstandards steht, und
  • in der gesamten Organisation integriert ist und in ihren Beziehungen gelebt wird“

ANMERKUNG 1: Aktivitäten umfassen Produkte, Dienstleistungen und Prozesse.
ANMERKUNG 2: Mit Beziehungen sind solche gemeint, die im Zusammenhang mit den Aktivitäten der Organisation innerhalb ihres Einflussbereichs (2.19) entstehen.“ (ISO 26000 2010: 17)

Letztlich geht es bei dieser Definition um die gleichen Dinge, die die Europäische Kommission in ihrer Mitteilung von 2011 anspricht:

  • Unternehmen haben eine Verantwortung für Ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft.
  • Die Verantwortung bezieht sich auf: Die Auswirkungen des Unternehmens auf die Gesellschaft und Umwelt und den Beitrag des Unternehmens zu einer nachhaltigen Entwicklung.
  • Unternehmen sollen entsprechende Vorkehrungen in die Gesamtorganisation integrieren und anwenden, also CSR – Management betreiben.
  • Geltendes Recht und internationale Verhaltensstandards sollen eingehalten werden.

CSR-Begriff im anglo-amerikanischen Raum

Als Ursprung der wissenschaftlichen Debatte um CSR in den USA wird die Publikation „Social Responsibilities of the Businessmen“ von Bowen (1953) angesehen. Ausgehend von der Tatsache, dass Unternehmen, die gesellschaftliche Rechte in Anspruch nehmen, auch entsprechende Pflichten zu erfüllen haben, kommt Bowen zu dem Schluss, dass sich die soziale Verantwortung von Unternehmen an den gesellschaftlichen Erwartungen und Werten zu orientieren habe.
Die moderne CSR-Forschung in den USA wurde insbesondere geprägt durch Archie B. Carroll und Sandra Waddock. Häufig zitiert werden die vier Ebenen der unternehmerischen Verantwortung von Carroll (1991), nämlich ökonomische, legale, ethische und philanthropische Verantwortung, die lange als Referenz für das CSR-Verständnis in den USA dienten. Dementsprechend lag der Fokus des US-amerikanischen CSR-Ansatzes lange Zeit auf eher philanthropischen Gesichtspunkten, also darauf was Unternehmen mit dem erwirtschafteten Gewinn machen und nicht darauf wie sie den Gewinn erwirtschaften.

Allerdings finden sich in den USA in den letzten Jahren nun auch Ansätze um CSR stärker in Bezug zum Kerngeschäft des Unternehmens zu setzen. Porter und Kramer (2006) entwickelten dafür den Begriff „strategische CSR“. Inzwischen haben sie darauf aufbauend den “shared value” Ansatz entwickelt. Anscheinend bewegt sich die Diskussion in den USA in Richtung des Verständnisses von EU, Bundesregierung und ISO 26000.

CSR und Nachhaltige Entwicklung

Die EU spricht in ihrer Definition nicht von Nachhaltiger Entwicklung sondern nennt nur zentrale Aspekte („soziale, ökologische […] Belange“). Aber in der Einleitung der CSR Mitteilung von 2011 bestätigt die EU ihr bereits seit 2001 geltendes Verständnis, dass Unternehmen mit CSR zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen sollen. „Durch CSR können die Unternehmen erheblich zur Verwirklichung der im EU-Vertrag angestrebten Ziele, eine nachhaltige Entwicklung und eine äußerst wettbewerbsfähige soziale Marktwirtschaft, beitragen.“ (Europäische Komission 2011: 4). Dagegen wird in der ISO Norm direkt mit „nachhaltiger Entwicklung“ formuliert.

CSR-Management wird nicht ausgesprochen

Weder in der CSR Mitteilung noch in der ISO Norm wird in der Definition der Begriff „Management“ verwendet. Stattdessen wird von „Verfahren mit dem soziale, ökologische, etc. Belange in die Betriebsführung die Kernstrategie integriert werden“ (EU) bzw. von „transparentem und ethischen Verhalten, das zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt und in der gesamten Organisation integriert ist“ (ISO 26000) gesprochen. Dies erscheint zunächst verwunderlich, da beide Dokumente an anderen Stellen immer wieder Managementbegriffe, wie etwa „Umweltmanagement, Risikomanagement, Lieferkettenmanagement, Managementpraktiken“ verwenden. Der Grund, weshalb in beiden Definitionen der Begriff Management nicht vorkommt, liegt in den jahrelangen Bemühungen von Wirtschaftsverbänden eine auditierbare Managementnorm zu CSR zu verhindern. Aber natürlich erfordert die praktische Umsetzung von CSR im Unternehmen klare Zuständigkeiten (Aufbauorganisation) und definierte Abläufe (Ablauforganisation), also zentrale Elemente von Managementsystemen.

Einhaltung von gesetzlichen Regelungen

Auch die Klauseln zur Einhaltung von gesetzlichen Regelungen gehen auf jahrelange kontroverse Diskussionen zurück. In diesem Zusammenhang weisen Gewerkschaften und NGOs immer wieder auch auf Missstände hin, die auf der Nichteinhaltung bestehender gesetzlicher Regelungen beruhen oder auf Missstände, die besser durch gesetzliche Regelungen beseitigt werden sollten. In den Definitionen von EU und ISO 26000 wird daher nun deutlich gemacht, dass die Einhaltung von Rechtsvorschriften und Tarifverträgen Voraussetzung für CSR (EU), bzw. Teil von CSR (ISO 26000) ist.

Anforderungen an eine Definition zu CSR

Um eine praxistaugliche Definition für CSR zu entwickeln oder auszuwählen sollte unter anderem folgendes berücksichtigt werden:

  • Konsistenz mit anerkannten Grundsatzdokumenten: dies sind bei CSR im Wesentlichen die EU Mitteilung zu CSR von 2011 und in die internationale ISO Norm ISO 26000
  • Eignung für Unternehmen. Hier gilt es zu beachten, dass es in der Praxis keinen Unterschied zwischen CSR-Management und Nachhaltigkeitsmanagement gibt.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen haben wir die oben stehende Definition zu CSR entwickelt.

Quellen

Loew, T Rohde, F (2013): CSR und Nachhaltigkeitsmanagement. Erläuterung der Definitionen zu CSR und die organisatorische Umsetzung von CSR im Unternehmen, Berlin.

Europäische Kommission (2011): Eine neue EU-Strategie (2011-14) für die soziale Verantwortung der Unternehmen (CSR), KOM(2011) 681, Brüssel.